Gestern
Apfelmost war ein wichtiges und ein gesundes Getränk auf jedem Bauernhof. Das Mostmachen, sammeln, keltern und ab ins Faß, hatte einen festen Platz im Bauernkalender. Traditionell: bereits vor fünftausend Jahren kelterten die Kelten Apfelwein. Sie wussten halt, was gut ist!
Der Most wurde selbst hergestellt, man brauchte ein paar Apfelbäume, eine Presse und ein Fass oder zwei. Getrunken wurde der Most, meist mit Wasser verdünnt, den ganzen Tag lang, insbesondere bei der Arbeit. Man schätzte, dass er Kraft gab. Das war bis in die Sechziger Jahre Goldstandard, bevor der eigene Apfelwein, de Moschd, in Vergessenheit geriet.
Heute
„Mostobst aus dem Odenwald so gefragt wie nie“, hieß es 2024 hier im SWR und weiter: „Safthersteller aus ganz Deutschland rufen derzeit auf der Suche nach Streuobst im Neckar-Odenwald-Kreis an. Denn im Gegensatz zu anderen Regionen ist die Ernte hier richtig gut ausgefallen.“ Und der Preis hat sich verdoppelt – in nur einem Jahr.
Streuobst wird im Odenwald zu feinen Bränden verarbeitet, zu Cidre und anderen Apfel-Spezialitäten. Die veredelten Produkte landen in der feinen regionalen Küche, kurz: Streuobst und Streuobstwiesen sind ein Umwelt-, Kultur- und Wirtschaftsfaktor mit Wachstumspotential.
Morgen
„Streuobstwiesen sind ein prägender Teil der Kulturlandschaft Baden-Württembergs, sie haben einen großen ökologischen Nutzen. Um dem Rückgang der Bestände entgegenzuwirken, hat die Landesregierung die Streuobstkonzeption 2030 mit sieben Handlungsfeldern für den Streuobsterhalt verabschiedet … Eine Machbarkeitsstudie zu Streuobst-Erlebnismöglichkeiten und Erlebnisorten im Land rundet das Fachgutachten ab.“
Mit diesem Thema könnten wir im Jubiläumsjahr punkten – und das gesteigerte Medieninteresse anlässlich des Jubiläums nutzen.
Baden-Württemberg ist Streuobstland
Förderung der Streuobstkultur
Die Landeskampagne soll die Etablierung einer Streuobstkultur auch in Kooperation mit den Kommunen, Biosphärengebieten, Naturparks, Landschaftserhaltungsverbänden, und LEADER-Regionen befördern. Bei Events, Festen und Veranstaltungen wie bei den Landesgartenschauen und Messen setzt sich das Land im Rahmen seiner Möglichkeiten für ein Angebot und die Präsentation von Streuobstprodukten ein. Streuobstveranstaltungen, Workshops, Fachkongresse, Forschungskolloquien und der grenzübergreifende fachliche
Austausch sollen verstärkt umgesetzt werden. Bewährte Öffentlichkeitsinstrumente, wie der Streuobstpreis Baden-Württemberg, der alle zwei Jahre ausgelobt wird, sowie die Unterstützung der Verleihung der Eduard-Lucas-Medaille und das Streuobst-Jahresgespräch mit den Verbänden sollen fortgeführt werden.
Ökowertpapiere
Wir wollen die Etablierung von Ökowertpapieren vorantreiben, um den Streuobstbau zu fördern. Streuobstgenussscheine können als zivilgesellschaftliches Förderinstrument zum Erhalt, zur Pflege und zur Neuanlage von Streuobstbäumen in Baden-Württemberg beitragen. Durch das finanzielle Engagement von Unternehmen und Bürgern sowie das ehrenamtliche Wirken einer Vielzahl von Akteuren wird die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen aktiv unterstützt. Streuobstbestände können zur Kohlenstoffbindung beitragen. Daher wollen wir Streuobstmaßnahmen prüfen, die geeignet sind, diese Senkenfunktion zu erbringen.
Ein landesweit einsetzbares Streuobstmobil soll als flexible und mobile Lern-, Wissens-, Erlebnis- und Genussstätte angeschafft und in Betrieb genommen werden.
Bildung
Streuobstbau findet generationsübergreifend statt. Er kann nur dann zukunftsfähig aufrechterhalten werden, wenn intensiv in die Bildungs- und Wissensvermittlung investiert wird. Wir wollen Streuobst verstärkt im Bildungsbereich verankern. Die Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern bzw. pädagogischen Fachkräften mit Streuobstakteuren wird aktiv angestrebt, um Streuobstthemen auch im Schulunterricht und im Kindergartenalltag zu etablieren.
Wir wollen zukünftig einen Zuschuss des Landes gewähren, damit vermehrt Lerneinheiten der Streuobstpädagogik für Schulklassen angeboten und umgesetzt werden.
Neben der Unterstützung der Streuobstpädagogik, dem Ausbau von „Lernorten Streuobstwiese“ und der Einrichtung von grünen Klassenzimmern, sollen die Vermittlung eines fachgerechten Baumschnitts sowie der Ausbau der Erwachsenenbildung vorangebracht werden. In den Bildungsangeboten des Landes sollen Streuobstthemen deshalb verstärkt angeboten werden.
Außerdem soll bei der Arbeit in den Naturpark-Kochschulen die Verarbeitung von Streuobst intensiver ins Blickfeld gerückt werden.
Quelle: Baden-Württemberg ist Streuobstland, Streuobstkonzeption Baden-Württemberg 2030
1. Odenwälder Apfelgipfel
Streuobstwiesen sind ein Thema, bei dem alle Ortsgemeinden mitreden, noch besser: mitmachen können. Es gibt die unterschiedlichsten Akteure und Stakeholders rund um Streuobst, von der Ökologie und der Nachhaltigkeit, über den Erhalt der Kulturlandschaft bis zur regionalen Politik und Ökonomie (Landschaftspflege, Herstellung, Gastronomie, Fremdenverkehr) und dem Einfluss des Klimawandels auf Streuobstwiesen.
Streuobst(wiesen) sind ein Thema, das Sympathie und Aufmerksamkeit generiert und ein verbindendes Element im Jubiläumsjahr werden kann. Um die Akteure an einen Tisch zu bekommen, sich kennenzulernen, auszutauschen und zusammen neue Ideen entwickeln – dazu würde das Museum Wagenschwend einen Livestream mit den verschiedenen Akteuren einrichten, inclusive PR im Vorfeld und anschliessender Aufbereitung der Sendung. Was meinen Sie dazu?
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Der König des Obsts – Kulturgut Apfel im Odenwald, wunderschöner Artikel aus my-odenwald.de, dem definitiven Odenwald Magazin
Streuobst wird immaterielles Kulturgut
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