Landwirtschaft 1985

Von Ltd. Regierungslandwirtschaftsdirektor Hans Grimm, Mosbach, Landwirtschaftsamt, aus der Festschrift „Limbach im Neckar Odenwald Kreis. 10 Jahre Gemeindepolitik seit der Reform“.

Wohl zu keiner Zeit in der neueren Geschichte hat die Landwirtschaft so tief-greifende Veränderungen erfahren wie in den letzten 30 Jahren. Der Strukturwandel und die Entwicklung in der Landwirtschaft waren in diesen drei Jahrzehnten sicher größer als in Jahrhunderten zuvor zusammen. Der bäuerliche Familienbetrieb hat sich vom Selbstversorger- zum Marktbetrieb entwickelt. Diese Veränderung hat auch die Landwirtschaft der heutigen Großgemeinde Limbach erfahren.

Und dies, obwohl im Neckar-Odenwald-Kreis die Landwirtschaft mit 6,5 % am Bruttoinlandsprodukt noch einen gegenüber dem Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg überproportional hohen Anteil einbringt und dabei gleichzeitig die höchste Produktivitätsverbesserung im Lande mit einer Steigerungsrate von 16,6 % in der Nahrungsmittelproduktion (von 1976 – 1980) erzielt hat, wie das neueste Wirtschaftsförderungskonzept des Neckar-Odenwald-Kreises nachweist.

Limbach mit seinen 7 Ortsteilen gehört landwirtschaftlich zum „Vergleichsgebiet 19 – Odenwald“, zählt teilweise zur „benachteiligten Agrarzone“ und ist voll in die Förderung des „Wälderprogrammes“ aufgenommen.

Geologisch sind überwiegend Buntsandsteinverwitterungsböden zu finden, die Höhenlage geht von 340 – 530m ü.NN, bei Jahresniederschlägen um 900 mm und einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 7,8°C liegen von Natur aus bereits typische Odenwald-Verhätnisse“ vor.

Von der Gesamtgemarkungsfläche von 4.363 ha sind mehr als die Hälfte = 54% Wald = 2.352 ha dagegen landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) 1646 ha Gewässer, Öd- und Unland, 22 ha bebaute Flächen, 235 ha.

Der Anteil des absoluten Grünlandes von 43% der LN ist ebenfalls typisch für das Odenwaldgebiet und führt zwangsläufig dazu, daß die Betriebsform „Futterbaubetriebe“ mit starker Viehhaltung überwiegt.

Obwohl in Limbach noch rd. 13% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt sind (Baden-Württemberg = 7 %) ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 1960 – 1982 fast genau um die Hälfte zurück!

Landwirtschaftliche Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb in Limbach:Jahr: 1960 1966 – 1971 1976 – 1982 = 50,8%
Zahl: 382 330 270 260 194 von 1960 

Aus dieser Übersicht ist deutlich zu erkennen, daß sich der größte Rückgang der Betriebszahl zwischen 1966 – 71, aber nochmals zwischen 1976 – 82 vollzogen hat, obwohl sich der Strukturwandel durch die schlechtere Lage der gesamten Volkswirtschaft deutlich verlangsamt hat.

Nach dem Stand von 1982 der Unterlagen unseres Landwirtschaftsamtes verteilt sich die Bewirtschaftung der 1.648 ha LN auf die 194 Betriebe in der Großgemeinde Limbach wie folgt:

Zahl% Fläche LN%
Vollerwerbsbetriebe178,7 532 ha32,3
Zuerwerbsbetr.9348,0 921 ha56,0
Nebenerwerbsbetr.7438,1 189 ha11,5
Kleinstbetriebe105,2 4 ha0,2
194100,0 1646 ha100,0

Mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche wird heute demnach von Zuerwerbsbetrieben bewirtschaftet.

Die LN insgesamt ist in Limbach durch Landverlust für Verkehrs- und Siedlungsfläche sowie durch Aufforstung nicht mehr landbauwürdiger Fläche zurückgegangen, die Waldfläche wurde vergrößert. Die bebaute Fläche in Limbach hat von 68 ha im Jahre 1939 auf 235 ha bis heute zugenommen, der Flächenverlust ging fast ausschließlich zu Lasten der LN, auch dies ist ein Grund für den Rückgang der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe.

Der Strukturwandel wird auch in Limbach in Zukunft – zwar langsamer – aber weitergehen. Die noch vorhandenen Voll- und Zuerwerbsbetriebe werden sich weiter stabilisieren. Dazu wurden in den letzten 5 Jahren (1978 – 83) im Gemeindebereich in 5 Betrieben Erweiterungen von Wirtschaftsgebäuden mit einer Fördersumme von rd. 868.000,-DM durchgeführt, um vor allem die tierische Produktion (Veredlung) aufstocken zu können. Auch der Wohnhausbereich wurde in weiteren 2 Betrieben mit 120.000 DM gefördert. Dies zeigt, daß die Landwirtschaft mit ihrem Mut und Zwang zu Investitionen, von denen der bauliche Bereich nur ein Teil ist, gerade heute auch ein wichtiger Auftraggeber für das übrige Gewerbe in unserem Raum ist.

In der Tierhaltung haben sich ebenfalls große Veränderungen ergeben, wie aus der nacholgenden Tabelle ersichtlich ist

1976 1982 Veränderung zu 1976
Rindviehhalter153 126-18%
Milchkuhhalter134 100-26%
Rindvieh insg.1965 2069+ 5%
Milchkühe621 623+0,3%
Schweinehalter242 183-24%
Sauenhalter136 67-50%
Schweine insg.2203 1862-16%
Zuchtsauen452 384-15%
Hühnerhalter168 111-31%
Hühnerbestand4197 3076-27%
Pferdehalter21 21
Pferde (10 Ponys)41 41 (15 Ponys)
Schafhalter10 3
Schafe33 19

Während die Schweinehaltung insgesamt – Zahl der Halter und Bestand – zurückgegangen ist, zeigt sich bei der Rindviehhaltung ein anderes, interessantes Bild. Seit 1960 ist die Zahl der Rindviehhalter – insbesondere der Kuhhalter – auf weniger als die Hälfte zurück-gegangen, während die Zahl der Tiere weitgehend konstant blieb bzw. sogar leicht zugenommen hat, wie auch die Übersicht

1976 – 82 nachweist. Hier hat eindeutig eine Konzentration in den größeren Betrieben mit zum Teil neuen Stallgebäuden stattgefunden, verbunden mit einer gewissen Spezialisierung und einer erheblichen Verbesserung der Milchleistung je Kuh und Jahr. Zu dieser Entwicklung hat zweifellos auch die Schließung der örtlichen Milchsammelstellen = „Milchhäusle“ und die Umstellung auf Hofabholung beigetragen. Diese Entwicklung ist insgesamt positiv zu bewerten, hat sie doch zu einer wesentlich höheren Produktivität beigetragen. Dagegen hat leider die Zucht des Fleckviehs, besonders in den Gemeindeteilen Balsbach und Wagenschwend, traditions- und erfolgreiche Züchtergemeinden, Verluste in der Zahl der Herdbuchzuchtbetriebe erlitten. 

Für die Zukunft ist zu erwarten, daß sich die Konzentration von Fläche und Tierbestand fortsetzen und zu einer weiteren Verbesserung der Produktivität der Haupt- und Zuer-werbsbetriebe führen wird. Die Buchführungsergebnisse des Landwirtschaftsministeriums aus 130 „Futterbaubetrieben“ des Vergleichsgebietes „Odenwald“ weisen für 1981/82 eindeutig nach, daß die gutgeführten Betriebe bei einer durchschnittlichen Größe von 27 ha mit einer entsprechenden Produktionstechnik durchaus ein angemessenes Betriebseinkommen je Familienarbeitskraft erwirtschaften können. Allerdings besteht im Gemeindegebiet noch ein erheblicher Nachholbedarf an Investitionen für die nächsten Jahre. Ebenso ist die Neuordnung des in einigen Ortsteilen stark zersplitterten Grundbesitzes durch Flurbereinigung in den nächsten Jahren dringend erforderlich. Die Dorfentwicklung wird weiter zur Bewahrung des dörflichen Charakters beitragen, der Bereich „Fremdenverkehr“ sollte als weitere Einkommensmöglichkeit in dieser reizvollen Landschaft weiter gefördert werden.

Die Landwirtschaft leistet einen inzwischen allseits anerkannten Beitrag zur Pflege und Erhaltung dieser schönen Kultur- und Erholungslandschaft. Die Landwirtschaft zu erhalten und auch ihre Lebensbedingungen weiter zu verbessern, bleibt eine lohnende Zukunftsaufgabe. Dazu der Gemeinde und ihren Menschen weiterhin Mut, Glück und Erfolg!

Bernd Fischer, Autor und Heimatforscher aus dem Odenwald, hat sich intensiv mit der Landwirtschaft vergangener Jahrhunderte im Odenwald beschäftigt. Seine Forschungen erzählen von Not und Armut, von ständiger Mühsal, von Missernten und Hungersnöten. Ein Gespräch aus unserem Livestream aus dem Museum Wagenschwend.

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